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Waikari, Canterbury Plains:
Samstag, 27. Dezember - Dienstag, 30. Dezember |
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Knappe zwei Stunden südlich von Kaikoura machten wir uns auf die Suche nach dem kleinen Ort
Waikari, den uns unsere
Bretzfelder Freunde Ellen und Thomas ans Herz gelegt hatten. Vom ersten
Augenblick unserer Ankunft bei Familie Fricker merkten wir, dass wir hier
eine ganz besondere Form der Reiseerfahrung machen würden. Mit welcher
Herzlichkeit und Unkompliziertheit wir aufgenommen wurden, hat uns völlig
begeistert. Urs und Ursula sind vor ca. 16 Jahren mit ihren drei Kindern
aus der Schweiz hierher ausgewandert und haben sich in dieser Zeit ein
kleines Paradies geschaffen. Der gelernte Schreiner Urs hat sich eine
Werkstatt (die beiden Opas hätten ihre wahre Freude) eingerichtet, ein
wunderschönes Haus mit viel Holz gebaut und neben seiner Alpapaka-Zucht
widmet er sich mit großer Leidenschaft und Knowhow seinem farmähnliches
Anwesen. Ursula hat sich als Bäckerin einen Namen gemacht und ist jeden
Samstag mit einem Stand auf dem Markt des nahen Städtchens Amberley
vertreten, wo sie wundervolle Brotvariationen verkauft. Nach acht Wochen
Weißbrot war es für uns natürlich eine Offenbarung mal wieder in den
Genuss von heimischem Schwarzbrot zu kommen. Allerdings war dies noch nicht
die letzte große Überraschung, die wir hier in Waikari, abseits des
gewohnten Touristenstroms machen durften. Untergebracht waren wir in einer
kleinen, gemütlichen Cabin direkt neben dem Wohnhaus, die Urs für Besucher
selbst gebaut hat. Ansonsten wurden wir wie gute, alte Bekannte aufgenommen
und durften uns schnell wie Familienmitglieder fühlen. Außer uns weilte
noch ein anderer Gast aus Deutschland bei den Frickers. Bernd aus Nordhausen
(Thüringen) war von Urs und Ursulas Sohn Simon eingeladen, um die Fliesen
in seinem neu erbauten Haus zu verlegen.
Am Sonntagmorgen wartete bereits die
nächste große Überraschung auf uns, denn zufälligerweise wurde in der
Nacht Urs und Ursulas erstes Enkelkind Finn Ryan geboren und so herrschte
natürlich im ganzen Haus großer Trubel und Freude. Komplettiert wurde der
"Glückstag" dann durch das Angebot Bernds Jochen mit zum Golfen
zu nehmen! Ein lang gehegter Wunsch ging also in Erfüllung. Auf dem
wunderschönen Golfplatz von Amberley mit Blick auf den Strand und das Meer
drehte man eine vierstündige 18-Bahnen-Runde und Bernd (Handicap 30) gab
Jochen einen umfassenden Einführungskurs in Sachen Golf. Es war ein
unvergessliches Erlebnis und hat große Lust auf "mehr" gemacht!
Zu Hause hatte Karin inzwischen die Verantwortung fürs Abendessen für die
Großfamilie übernommen und überraschte alle mit köstlichen,
selbstgemachten Spätzle, Geschnetzeltem und Salat. Nina und Sara erfreuten
sich an den vielen Tieren auf dem Hof, halfen Urs und Ursula fleißig beim
Gießen und beim Striegeln der Kühe und sorgten am Klavier für
Unterhaltung. Auch ohne Wale, ohne Vulkane oder ohne Attraktionen - das war
mit Sicherheit einer der schönsten Tage, die wir bisher hier in Neuseeland
erleben durften!
Von Waikari aus machten wir am Montag einen
Tagesausflug nach Hanmer Springs, einem Bergstädtchen (im Winter auch mit
einem eigenen Skigebiet) mit heißen Thermalquellen inmitten eines üppig
grünen Kiefern- und Redwoodwaldes. Weil es wieder unbarmherzig heiß war,
verzichteten wir auf die geplante Wanderung und widmeten uns gleich dem
Badevergnügen. Die Besitzer des 'Hamner Springs Thermal Reserve' haben aus
dem ehemaligen therapeutisch genutzten Kurbad ein fantastisches
Wasserparadies für Kinder und Erwachsene geschaffen. In zig verschieden
warmen Pools, Becken, Flüsschen und auf den wilden Wasserrutschen konnten
wir uns vergnügen und prächtig relaxen. Weil Schattenplätze jedoch rar
waren, mussten wir gehörig aufpassen, denn die Sonne hier hat eine
unheimliche Kraft und wird von allen gefürchtet. Außerdem beobachteten wir
im 'Thrillseeker Canyon' die ersten Adrenalinjunkies beim Bungee-Jumping und
Jetboating auf dem Waiau River. Wir wurden Zeugen, wie eine elfjährige (!)
Südafrikanerin den Sprung von der 39 Meter hohen Brücke wagte. Karin und
Jochen waren aufgrund ihrer eigenen (nicht vorhandenen) Bungee-Erfahrung
beeindruckt und Sara konnte es nicht fassen. Nina dagegen meinte trocken:
"Wenn ich danach ein Eis bekomme, mache ich das auch!"
Das
tolle Wetter ermutigte uns am Dienstag noch einmal einen Anlauf beim
Whalewatching in Kaikoura zu starten. Dieses Mal hatten wir endlich Glück
und wir durften rausfahren. Die äußerst bewegte See plagte zwar unsere
Mägen gewaltig, die Spermwale, die wir am Anfang zu Gesicht bekamen,
waren davon jedoch völlig unbeeindruckt und schliefen gelangweilt an der
Wasseroberfläche. Erst als einige Papiertütchen gefüllt waren und wir
zur großen Freude von Nina und Karin bereits die Rückfahrt angetreten
hatten, erhielt der Skipper einen Funkspruch und raste plötzlich und ohne
Vorwarnung volle Kraft voraus. Wer Pech hatte und ungünstig stand, wurde
klitschnass und fast über Bord geschleudert, doch das waghalsige Manöver
lohnte sich. In klassischer Walmanier tauchte ein grauer Riese ab und
präsentierte zum Abschied sein bestes Stück, die Fluke.
Am Mittwoch war eigentlich die Abreise
geplant, doch der Abschied von der liebgewonnenen Familie Fricker fiel
äußerst schwer und nur ganz halbherzig packten wir unseren Krempel
zusammen. Als Karin feststellte, dass Ursula mit ihren Backarbeiten für den
Markt in Amberley begann, gab es kein Halten mehr. Die Abreise nach
Christchurch wurde auf den späten Nachmittag verschoben und Karin, Nina und
Sara halfen eifrig in der Backstube mit und zauberten zusammen mit unserer
Gastgeberin wunderbar duftende Rosmarin-Knoblauch-Foccacia, Tessiner Brot,
Stangerlbrot, Früchte- und Walnussbrot, Zimtschnecken und Hefezöpfe,
während Jochen dem Hausherrn ein wenig beim Hobeln und beim Einfangen der
Alpakas half. Zum Mittagessen gab es eine schmackhafte Gemüsesuppe und dazu
Proben der selbstproduzierten Brotköstlichkeiten. Selten haben wir auf
unserer Reise ein Lunch so genossen, doch danach mussten wir in den
"sauren Abschiedsapfel" beißen. Schweren Herzens, aber mit der
Gewissheit neue Freunde gefunden zu haben, verließen wir Waikari und nahmen
Kurs auf das nur eine Stunde entfernt liegende Christchurch. |
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Christchurch, Canterbury:
Mittwoch, 31. Dezember - Samstag, 03. Januar |
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In der größten Stadt der Südinsel (ca. 350
000 Einwohner) begingen wir den Jahreswechsel. Unser Quartier hatten wir in
einer Cabin im 'South Brighton Holiday Park' unweit des Strandes bezogen.
Nach einer gemütlichen Brotzeit im Botanischen Garten ließen wir uns auf
dem Pflaster des 'Cathedral Square' nieder, genossen den lauen Sommerabend
und das traditionelle Open Air-Konzert anlässlich des 'New Year Eve'. Vier
Bands unterschiedlicher Stilrichtungen verkürzten uns die Zeit bis zum
Neujahrsfeuerwerk, das von einem schottischen Dudelsackspieler und den
Glocken der Kathedrale von Christchurch eingeläutet wurde. Von Christchurch
aus wünschen wir allen Verwandten, Freunden, Bekannten und Kollegen ein
glückliches und gesundes Jahr 2009!
Den Neujahrstag begingen wir dann am
Strand. Zuvor hatten wir uns kräftig ausgeschlafen, mit Sara ein wenig
Mathematik gebüffelt und die Mittagshitze vorbei gehen lassen. Nach einer
kurzen Fotosafari zum Christchurcher Hafen Lyttelton ging es an die Sumner
Beach. Der Feiertag und die anhaltende Hitze sorgten dort für mächtig
Trubel. Weil die Wasserqualität (Algen) und -temperatur nicht so ganz
unseren Anforderungen entsprach, nutzten wir die Zeit um die sportlichen
Strandaktivitäten intensiv zu beobachten. Wir sahen Rugby, Fußball,
Frisbee, Volleyball, Tennis und vor allem Cricket spielenden Neuseeländern
zu. Die Regeln des, dem us-amerikanischen Baseball nicht unähnlichen
Schlagspiels waren aus der reinen Beobachterrolle heraus nicht ganz
nachzuvollziehen. Jochen hat sich jedoch fest vorgenommen auch dieses
urbritische Geheimnis noch zu enträtseln. Gerüchten zufolge spielen in
Christchurch zur Zeit die West Indischen Inseln gegen Neuseelands 'Black
Caps'.
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CHRISTCHURCH
- Ein Stück England im Südpazifik
Christchurch
hat 350 000 Einwohner und ist damit die zweitgrößte Stadt
Neuseelands und das unumstrittene urbane Zentrum der Südinsel.
Es liegt in der Region Canterbury an der Ostküste nördlich der
Banks Peninsula. Der urenglische Name der Region und die
unzweifelhafte englische Erscheinungsweise der Stadt, können
nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich hier um ein echtes
Stück Neuseeland handelt. Die Landschaft um Christchurch bietet
ein lebendiges Gemälde aus üppiger Landschaft, einer bewegten
Küste und türkisblauen Seen. Im Hintergrund thronen als
Kulisse die grandiosen Gipfel der Southern Alps, die man jedoch
nur an klaren Tagen sehen kann.
Die
Besiedlung der Stadt wurde um 1850 systematisch von der
anglikanischen Kirche in England forciert und von den strengen
Regeln des Puritanismus begleitet. So entstand ein charmantes
Kleinod neogotischer Architektur mit sauber herausgeputzten
Parks und herrlichen Holzvillen aus der Gründerzeit. Die
Errungenschaften der Moderne und die Industrialisierung sind an
Christchurch jedoch nicht spurlos vorüber gegangen und so
präsentiert sich die Metropole heute als administratives,
kulturelles und wirtschaftliches Herz der Südinsel. Inzwischen
hat auch die Zahl der Pubs die der Kirchen übertroffen, so dass man es sich
trotz des streng klingenden Stadtnamens durchaus gemütlich machen kann.
Jochen
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Bevor es am Freitag zur Stadtbesichtigung
ging, wurden zunächst Saras Englischkenntnisse vertieft. Danach war
Sightseeing angesagt. Zentraler Punkt der englischen Bilderbuch-Metropole
ist der 'Cathedral Square', wo wir bereits die Silvesternacht verbracht
hatten. Hier steht die anglikanische Kathedrale aus der Gründerzeit und
zusammen mit ein paar anderen alten Steingebäuden bildet sie einen schönen
Kontrast zu den stillosen Hochhäusern der Banken. Mit der restaurierten
Tram verschafften wir uns zunächst einen Überblick, um später die Stadt
zu Fuß zu erkunden. Dabei ging es zum 'Arts Centre', einem ehemaligen
College, das inzwischen den einheimischen Künstlern und
geschäftstüchtigen Händlern als verwinkeltes Einkaufszentrum dient. Auf
dem Flüsschen Avon, das sich malerischen durch den Innenstadtbereich
schlängelt, ziehen Stocherkähne gemächlich ihre Bahnen. Zum Glück
ersparen einem die hiesigen 'Gondolieri' den Gesang ihrer venezianischen
Berufskollegen. Um den Multikulti-Mix perfekt zu machen, beschlossen wir die
Stadtbesichtigung mit 'original bayrischer Bratwurst' unter weiß-blauen
Rautenbanner und Neuschwansteinposter, gönnten uns zum Nachtisch 'Italian
Gelatti' (serviert von einer deutschen Studentin) und spülten mit einem
selbstgebrauten, neuseeländischen Bier in der trendigen Brauereikneipe 'Dux
de Lux' nach.
In der Nacht zum Samstag hatte über
Christchurch ein kräftiges Gewitter getobt. Am Morgen schien dann zwar
wieder die Sonne, doch mit zunehmender Zeit bauten sich die Wolken bereits wieder
zu großen Gewittertürmen auf. Trotzdem machten wir uns auf den Weg zu
einem Tagesausflug auf die Banks Peninsula, wo wir dem Städtchen Akaroa
einen Besuch abstatten wollten. Um das Zentrum der bergigen Banks-Halbinsel
gruppieren sich viele kleine Buchten, so dass sie aus der Vogelperspektive
wie ein großes Zahnrad aussehen müsste. Akaroa liegt an einer
dieser Buchten, die von einer Hector-Delfin-Kolonie bevölkert wird. In dem altmodischen
Touristenstädtchen, das von französischen Siedlern Mitte des 19.
Jahrhunderts gegründet wurde wir beim Bummeln von einem Regenguss überrascht, der sich
schnell zu einem heftigen Gewitter auswuchs und unsere Chance auf das
Entdecken lebender Delfine wieder ein mal zunichte machte.
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