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Mount Cook, Mackenzie Country:  Sonntag, 25. Januar - Montag, 26. Januar
Leider konnten wir den uneingeschränkten Sonnenschein aus Wanaka nicht über den 'Lindis Pass' mit in Richtung Norden zum Mt. Cook National Park hinüber retten. Mit jedem Kilometer unserer Fahrt durch die menschenleere und äußerst karge Berglandschaft des 'Mackenzie Country' nahm die Bewölkung zu und die in der Ferne aufragenden, schneebedeckten Gipfel drohten hinter Wolken zu verschwinden. 50 Kilometer vor unserem Ziel am Südufer des 'Lake Pukaki' präsentierte sich der 3755 Meter hohe 'Aoraki' noch einmal in ganzer Pracht und die unglaubliche Türkisfärbung des riesigen Gletschersees bildete einen wunderschönen Kontrast. Als wir zu unserer zweistündigen Wanderung zum 'Kea Point' aufbrachen, hatte sich der mächtige Berg im Gipfelbereich bereits mit einer dichten Wolkendecke getarnt. Auch Keas ließen sich heute nicht sehen.

Am Montag strahlte die Sonne wieder und sorgte im Hochland für annährend 30°C. Wir (und geschätzte 50 Busladungen Japaner) nutzten den herrlichen Tag für einen Abstecher an den 'Lake Tekapo'. Der kleine Ort am Südende des gleichnamigen Sees begeistert mit der 'Church of the Good Shephard', einem tollen Panorama aus knochentrockenen Hügeln, der schneebedeckten Mt. Cook-Kette und mit der unvergleichlichen Farbe des Sees. Besonders zur Geltung kommt die Färbung, wenn man sich die Mühe macht, den Mt. John mit seiner Sternwarte zu erklimmen.


 

AORAKI/MOUNT COOK NATIONAL PARK

Der spektakuläre 700 km² große Nationalpark bildet zusammen mit den Nationalparks Fjordland, Mt. Aspiring und Westland die 'Southland New Zealand World Heritage Area'. Mehr als ein Drittel des Gebiets ist dauerhaft von Schnee und Gletschereis bedeckt. Von den 27 Dreitausendern Neuseelands liegen 22 im Mt. Cook-Gebiet. Alle Berge blicken ehrfurchtsvoll zum mächtigen 'Aoraki' (der die Wolken durchbohrt) empor, wie in die Maori nennen. Mit seinen 3755 Metern gilt er als höchster Berg Australo-Ozeaniens. Von seinen Flanken fließen gigantische Eisströme zu Tal. Der 'Tasman-Glacier' und der 'Hooker-Glacier' sind die mächtigsten - aber aufgrund der großen Schuttmenge, die sie transportieren sicherlich nicht die schönsten. Sie fließen nach Osten ab und versorgen mit ihren riesigen Wassermassen die fast kitschig anmutenden 'Lake Pukaki' und 'Lake Tekapo'. Die leuchtend türkise Farbe verdanken die Seen des 'Mackenzie Countrie' den Sedimenten im Wasser. Das von den Gletschern produzierte und im Seewasser gelöste feine Gesteinsmehl reflektiert das einfallende Sonnenlicht und lässt die Seen in ihrem unwirklichen Hellblau strahlen. Weitaus bekannter sind die nach Westen hin abfließenden Gletscher 'Fox' und 'Franz Josef', die sich fast bis auf Meeresniveau hinabwälzen.

Jochen

 


 

Makarora, Haast Pass:  Dienstag, 27. Januar
Bei der 'Tour de France' nennt man solche Tage "Überführungsetappen". Von Twizel bei Mt. Cook ging es wieder über den 'Lindis Pass' nach Wanaka zurück. Dort mussten wir die Armbanduhr unseres Töchterchens Sara abholen, die sie leichtsinniger Weise im Motel vergessen hatte. Nördlich von Wanaka entdeckten wir dann zufälligerweise etwas verspätete Geburtstagsgrüße für Opa Albert. Keine Ahnung, warum die Kiwis zu Ehren seines 70. Geburtstags extra eine neue Stadt gegründet haben. Da ist er uns wohl noch eine Erklärung schuldig?! Von dort führte unsere Fahrt uns am 'Lake Hawea' entlang in Richtung Nordwesten zum 'Haast Pass', wo uns im 'Wilderness Resort Makarora' eine kleine "Amalienhofvilla" an zu Hause erinnerte.

 

Glacier Country, West Coast: Mittwoch, 28. Januar - Donnerstag, 29. Januar
Wie auf einer Berg- und Talbahn kurvten wir am Mittwoch über den 'Haast Pass' durch eine eindrucksvolle Gebirgslandschaft zur Westküste. So rau wie sich die Flüsse und Bäche im Verlauf der Fahrt präsentierten, so wild und ungezähmt brandete die Tasman See ans Ufer der Westküste. Menschen und Siedlungen gibt es hier nur sehr spärlich. Warum das so ist, durften wir gleich beim ersten Stopp am eigenen Leib erfahren, denn kaum ausgestiegen, piesackten uns die harmlos aussehenden aber allgegenwärtigen Sandflies. Gegen diese Plagegeister gibt es laut Einheimischen nur eine Rezeptur und die ist gleich der zweite Grund, warum sich hier trotz herrlicher Natur nur wenige Menschen niedergelassen haben - Regen und Wind! Wie im Fjordland werden auch hier rekordverdächtige Mengen an Niederschlägen gemessen. 5 bis 6 Liter sollen es angeblich durchschnittlich im Jahr sein. Wir wurden an unserem ersten Tag aber gottseidank verschont und konnten unbeeinträchtigt den 'Fox Clacier' genießen, der sich vom Mt. Cook hinab seinen Weg bis fast an die Westküste bahnt und dabei links und rechts von sagenhaft schönem Regenwald flankiert wird. Auf einer weiteren tollen Wanderung näherten wir uns der gefrorenen Eiskaskade bis auf wenige hundert Meter. Näher darf man aus Sicherheitsgründen alleine nicht an den Gletscher heran.

Sara und Karin schlossen sich deshalb am Donnerstag am 'Franz Josef Glacier' (tatsächlich benennt man in Neuseeland Gletscher nach einem österreichischen Kaiser) einer solchen geführten mehrstündigen Gletschertour an. Mit Steigeisen und Eispickel bewaffnet und von einem erfahrenen Guide geführt, kletterten sie mit acht anderen Hikern vier Stunden lang kreuz und quer über den Gletscher. Zunächst musste aber der abenteuerlich steile Einstieg in das eisige Ungetüm geschafft werden. Als man die geröllüberlagerten unteren Zonen endlich überwunden hatte, zeigten sich an der Oberfläche des Gletschers blau schimmernde Eisformationen, unendlich viele Schmelzwasserbäche und kleine Wasserfälle. Überall plätscherte es und jeder Schritt in dem Eislabyrinth musste gut überlegt sein. Vom Guide erfuhr man die wichtigsten Daten über den 'Franz Josef' und am Schluss man war sich einig: "Gletscher sind echt cool!"

Nina und Jochen betätigten sich während dessen als Pauschaltouristen. Sie schauten sich die Gletscherquerung aus sicherer Entfernung an und nutzen die freie Zeit zum Erfinden neuer Sportarten: Eisfischen und Farnsteigen.


FRANZ JOSEF- UND FOX-GLETSCHER

Die beiden riesigen Gletscher an der Westküste Neuseelands reichen fast bis zur Küste heran. Das gibt es nirgendwo sonst auf der Welt entlang dieses Breitengrades. Außerdem fließen die beiden Giganten sehr schnell, da sie an einer ziemlich steilen Stelle liegen. Die Gletscher bewegen sich bis zu 5 Meter am Tag durch die Täler auf das Meer zu, während die Gletscher in den Alpen zehnmal langsamer fließen. Ihre Größe verdanken die Eisriesen den vielen Niederschlägen an der Westküste, die sich in eine fast durchsichtige Schicht aus bis zu 20 Meter Eis verwandeln. Die Maori nennen den Franz-Josef-Gletscher 'Ka Roimata o Hine Hukatere' (Tränen des Lawinenmädchens). Sie erzählen sich, dass ein Mädchen mit ihrem Geliebten auf den Mt. Cook wanderte und er dabei tödlich verunglückte. Sie weinte sehr und ihre zahllosen Tränen gefroren zur Gletscherzunge.

Sara


 

Greymouth, We(s)tcoast:  Freitag, 30. Januar - Sonntag, 01. Februar
Von ihrer ungemütlichen, sprich nassen Seite, zeigte sich uns die Westküste am Freitag. Die Einheimischen nehmen die knapp 300 Regentage im Jahr mit Galgenhumor und nennen die Niederschläge frustrierten Touristen gegenüber flapsig 'liquid sunshine'. Von der ursprünglichen Küstenlandschaft - die Südalpen auf der rechten und die tosende Tasman Sea auf der linken Seite - konnten wir wegen des Dauerregens auf der Fahrt nach Greymouth leider nicht viel sehen. Zur Besserung der allgemeinen Befindlichkeit gingen die drei Damen unserer kleinen Reisegruppe in der Greenstone-Hochburg Hokitika auf Shopping-Tour. 'Greenstone' ist die neuseeländische Form von Jade und kann in den Flüssen und an den Stränden der Westküste gefunden werden. Schon die Maori schätzten und verehrten den grünen Halbedelstein, schnitzten und polierten ihn kunstvoll. Heute stellen Schmuckstücke aus 'Greenstone' ein typisches Reisemitbringsel aus Neuseeland dar. Die wenigen Siedlungen der unwirtlichen Westküste gehen zumeist auf die Gold- und Kohlefunde gegen Ende des 19. Jahrhunderts zurück. Nachdem der Goldrausch abgeebbt ist, verfielen die Orte rasch wieder. Nur wenige haben sich erhalten und versprühen heute einen äußerst 'morbiden' Charme.

Wenig Besserung versprach zunächst der Samstag. Doch je länger unser Ausflug nach Punakaiki zu den 'Pancake Rocks' dauerte, desto mehr verzogen sich Nebel und Wolken. Als wir dann den wunderschön angelegten Walk zu den pittoresken Dolomit-Kalkstein-Formationen in Angriff nahmen, hatte die Sonne bereits die dicke Wolkendecke durchbrochen und sorgte für einen drückend heißen Traumtag, wie ihn wahrscheinlich noch nicht viele Westküsten-Besucher erleben durften. Der zugehörige 'Paparoa National Park' hat jedoch mehr als die meterhohen "Pfannkuchenstapel" und die Spritzlöcher, aus denen in regelmäßigen Abständen Furcht erregende Meerwasserfontänen emporschießen, zu bieten. Von der Aussichtsplattform aus konnten wir (mit dem Fernglas) eine Gruppe Hector-Delfine beobachten und auf der Suche nach einem Durchgang zum Strand stießen wir am Ende des 'Truman Walks' durch üppigen Regenwald auf eine traumhafte kleine Bucht mit Wasserfall, Höhle und seltsam geformten Felsen. Sie schaffte natürlich sofort den Sprung in die 'Top Ten' unserer Lieblingsbuchten und mit jeder Minute Sonnenschein verflüchtigte sich die Depression des Vortages.

Ein regnerischer Sonntag - übrigens Tag 101 unserer Reise - ließ leider keine weiteren Ausflüge zu, ermöglichte uns (bzw. Sara) aber einen intensiven Schul- und Waschtag. Außerdem machten wir Pläne für das letzte Drittel unserer Reise. Zunächst geht es noch einmal quer über die Südalpen für ein paar Tage zu Familie Fricker nach Waikari. Für die morgige Fahrt dorthin haben wir uns etwas ganz besonderes ausgedacht ...