Mit ein wenig Wehmut im
Herzen verließen wir am Montagmorgen Auckland um die Reise in den Norden
anzutreten. Die Fahrt ging an der Pazifikküste entlang über unzählige
Hügel, endlose Schafweiden und gespenstisch anmutende Farnwälder nach
Whangarei, der größten Stadt (ca. 50 000 Einwohner) im Northland.
Nachdem wir dort im Alpha Holiday Park ein weiteres ansprechendes Quartier
mit einer riesigen Cabin gefunden haben, erwanderten wir die idyllischen
Whangarei Falls und den Parry Kauri Park in Warkworth, mit seinen
imposanten Kauri-Fichten.
Die Küstenregion um Whangarei bietet
dank seines subtropischen Klimas ausgezeichnete Urlaubsbedingungen,
wenngleich die Wetterlage (wie überall in Neuseeland) immer wechselhaft
bleibt und die Wassertemperaturen derzeit noch nicht über 16-18° C
hinausgehen. Traumhafte Buchten reihen sich aneinander, sind aber
teilweise nur über staubige Schotterpisten zu erreichen. Unterbrochen
werden diese herrlichen Küstenabschnitte durch die pitoresken Farnwälder
oder durch hohe, windabweisende Hecken geschützte Plantagen für
Zitrusfrüchte, Kiwis, Oliven oder andere Sonderkulturen. Überall am
Straßenrand werden die spottbilligen Erzeugnisse der Bauern angeboten und
dienen uns als willkommene Zwischenmahlzeit. Abends wird dann im
Supermarkt Pak 'n Save eingekauft und in der Gemeinschaftsküche auf dem
Campingplatz ordentlich gekocht. Nach dem gemeinsamen Spülen steht abends
'Schikane' oder 'Cocotaki' auf dem Programm - spannende Kartenspiele, die
uns von Ursel Schmid und den Schullers mit auf den Weg gegebenen wurden.
Der Dienstag begann wie jeder Morgen mit
Mathematik- und Englischunterricht für Sara. Danach wanderten wir durch einen
gespenstischen Kauri- und Farnwald. Dabei mussten wir eine wackelige Hängebrücke
und einen Wasserfall überqueren. Die fleißigen Wanderer wurden am Ende
durch ein ungewöhnliches Picknick an einer traumhaften Bucht mit türkisblauem
Meer und herrlichem Strand belohnt. Von einem einheimischem Maori-Paar
wurden wir zu frisch gesammelten Muscheln (!) und von Papa zu einem
leckeren Eis eingeladen.
Mittwoch, Donnerstag und Freitag standen ganz
im Zeichen des Wassersports. Ausgestattet mit der neuesten Surfkollektion
machten Sara und Nina ihre erste Bekanntschaft mit dem kühlen
Pazifikwasser. In der Matapouri Bay stürzten sich die beiden in die Fluten und
genossen die Bilderbuchbucht und die unzähligen Muscheln am
Strand, während draußen vor Poor Knights Island die Taucherboote vor Anker
gingen und beneidenswerter Weise die subtropischen Korallen- und
Fischreviere erkundeten. Außerdem haben wir zum ersten Mal einen lebenden
Kiwi, den sagenumwobenen Wappenvogel Neuseelands gesehen. In einem
verdunkelten Gehege einer Vogelaufzuchtstation konnten wir den selten
gewordenen, flugunfähigen Kultvogel bei der Futtersuche beobachten.
Mit unserem Honda ging es am Samstag
bereits ganz früh auf große Fahrt. Geplant war ein Trip an die
Westküste um zu prüfen ob die Tasman Sea ein wenig wärmer ist als der
Pazifik im Osten. Außerdem galt es nördlich von Dargaville die letzten
ursprünglichen Wälder zu erkunden. Im Waipoua Kauri Forest wurden wir
fündig. In die unwirtliche Wildnis waren die Holzfäller des 19.
Jahrhunderts nicht vorgedrungen. Deshalb sind dort noch ganze Wälder mit
Kauribeständen vorhanden und heute zu Schutzgebieten erklärt. Die
mächtigen Baumriesen mit bis zu 5 Metern Durchmesser und bis zu 50 Meter
Höhe beeindrucken uns immer wieder auf's Neue und lassen erahnen, warum
sie in der Vergangenheit so begehrt waren. Gegenüber der einstigen
'Hippie-Metropole' Hokianga Harbour bewunderten wir riesige Sanddünen und
genossen den Kontrast des kristallklaren Wassers und der tiefgelben
Dünenlandschaft.
Der deutliche 32:6-Erfolg der All Blacks
auf ihrer Europatour in Schottland und die Wahlniederlage der bisherigen
neuseeländischen Regierungschefin waren in Whangarei Tagesgespräch am
Sonntag - wenigstens soweit wir das beurteilen können. Nach neun Jahren
Labour-Regierung übertrugen die Kiwis in der gestrigen Wahl (ganz nach
amerikanischem Vorbild) den oppositionellen 'Nationals' den
Regierungsauftrag. Ein Umschwung in Sachen Wetter wäre uns bedeutend
lieber, denn heute war es zwar trocken, doch die Sonne ließ sich erstmals
überhaupt nicht sehen. Für die nächsten Tage ist auch noch Regen
angesagt. Keine allzu guten Voraussetzung für unseren morgigen
Quartierwechsel in Richtung 'Bay of Islands', aber warten wir's ab...
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KIWI
Der
Kiwi ist das Wahrzeichen Neuseelands. Er hat einen runden, gut
getarnten Körper, lange kräftige Beine, die ein Drittel seines
Körpergewichts wiegen und einen langen Schnabel, an dessen Spitze
sich zwei Nasenlöcher befinden. Mit denen spürt er seine Beute
(Insekten, Würmer) im Laub und unter der Erde auf. Er kann nicht
fliegen und legt keine Kiwis, wie Nina meinte, sondern große Eier.
Die Kiwis sind hautsächlich nachts aktiv und ihr Bestand litt stark
unter den eingeführten Hunden und anderen Säugetieren (Katzen,
Igel, Opossums, Ratten), denen sie und ihre Gelege hilflos
ausgeliefert sind.
Sara
Marie
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