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Otorohanga, Waitomo District:  Sonntag, 07. Dezember - Montag, 08. Dezember
Keine lange Fahrt war notwendig um am Sonntag von Raglan nach Otorohanga zu gelangen. Nur 100 Kilometer oder knapp zwei Stunden waren wir unterwegs. Im wunderschönen Dörfchen Pirongia stoppten wir, um im örtlichen Bowling Club ein wenig die traditionellen neuseeländischen Sportarten kennen zu lernen. Und kaum steht man hier an einem Zaun und zeigt Interesse, schon wird man von freundlichen Kiwis zum Zuschauen und Tee trinken eingeladen. Wie man auf dem Bild unschwer erkennen kann, hat Bowling nicht unbedingt etwas mit Kegeln zu tun. Es erinnert eher an das französische Petanque oder Boule, nur dass auf extrem gestutzten Rasen (Benno und Eugen Haag hätten ihre wahre Freude) gespielt wird und die abgeflachten Kugeln gerollt werden, um möglichst nahe an das 'Schweinchen' zu kommen. Nachdem wir in Otorohanga ein neues Quartier gefunden hatten, nutzten wir den angebrochenen Nachmittag um im nahegelegenen Waitomo-Valley die Karstlandschaft zu erkunden. Hier erinnert alles an die Schwäbische Alb. Wie bei uns zu Hause gibt es Kalksteinhöhlen und allerhand andere Karsterscheinungen. Was sich die geschäftstüchtigen Kiwis jedoch einfallen lassen, um die Schönheiten der Natur zu vermarkten, verraten wir demnächst...

In Neuseeland werden Höhlen nicht einfach nur besichtigt! Hier erlebt man die feuchten Gänge in Montessori-Manier mit allen Sinnen und das sieht dann folgendermaßen aus: Zunächst zwängt man sich in einen klammen Neoprenanzug, setzt sich einen viel zu großen Helm mit Karbidlampe auf, stülpt sich eklige Gummistiefel über und trainiert im nahegelegenen Bach mit einem ausrangierten Autoschlauch eine Arschbombe. Dann wird man zum Höhleneingang verfrachtet und drängt sich mit der gesamten Ausrüstung und fünfzehn Gleichgesinnten durch einen viel zu schmalen Spalt in die Unterwelt, wo man sich wahlweise zwischen 2-4 Stunden in völliger Dunkelheit im Schlamm oder eiskalten Höhlenbach herumtreibt. Und auch wenn man es sich nicht vorstellen kann: Das macht echt Spaß! Riesige Hallen mit herrlichen Tropfsteingebilden wechseln mit engen Passagen, in denen man auf allen Vieren nur mühsam vorankommt. Als Krönung des sogenannten 'Black Water Rafting' erwarten einen an der Höhlendecke glitzernden Glühwürmchen und man glaubt in einer kristallklaren Sommernacht den Sternenhimmel zu betrachten. Grandios! Aber keine Angst, wir haben unsere beiden Zwerge nicht genötigt sich das anzutun, sondern haben am Montag ganz vernünftig das Familienprogramm mit Führer und Boot gewählt. Trocken und sauber sind wir eine Stunde auf dem Höhlenfluss herumgeschippert. Toll war es trotzdem! Als Sara die Höhlenfreaks bei ihren Aufwärmübungen beobachten konnte, bekam sie richtig Lust auf mehr. Sie hat sich fest vorgenommen dieses Abenteuer in Angriff zu nehmen, wenn sie das Land dann einmal alleine bereisen wird und die notwendigen 45 Kilogramm auf die Waage bringt!

Als es gegen 21 Uhr dunkel geworden war, ging es noch einmal nach Waitomo um die Glühwürmchen in einer begehbar gemachten Schlucht ein letztes Mal zu betrachten. Mit Taschenlampen bewaffnet, folgten wir dem schmalen Holzbohlenweg und uns war ganz schön unheimlich zumute. Leider begann es bei dieser Nachtwanderung zu regnen. Dem faszinierenden Anblick der glitzernden Insekten an den Felswänden tat das jedoch keinen Abbruch, ließ für den kommenden Tag jedoch nichts Gutes erwarten.

GLÜHWÜRMCHENZAUBER IN WAITOMO

Die Glühwürmchen sind die Larven der Pilzmücke. Diese sehen großen Mücken sehr ähnlich, haben aber keine Kauwerkzeuge. Die Insektenlarven haben einen Leuchtorgan mit dem sie ein sanftes grünes Licht erzeugen. Mit einer Art Spinnfäden fangen sie unachtsame Insekten. Die Opfer werden durch das Licht angezogen, bleiben an den Fäden kleben und werden gelähmt. Danach rollt das Glühwürmchen den Faden auf und frisst seine Beute. Das Larvenstadium dauert sechs bis neun Monate, je nachdem wie viel das Glühwürmchen zu fressen bekommt. Dann verpuppt es sich in so etwas wie ein Kokon und nach zwei Wochen ist die Pilzmücke ausgewachsen. Diese leben dann aber nur zwei bis drei Tage. Am wohlsten fühlen sich Glühwürmchen in  Höhlen aber auch in feuchten Wäldern können sie überleben. Sehr bekannt sind sie in den Waitomo Caves, es gibt sie aber auch in anderen Gebieten des Landes. Wer Glühwürmchen trifft, sollte auf keinen Fall ihre Fäden berühren, sie nicht anleuchten und leise sein. Denn wenn sie beleuchtet werden, verlieren sie ihre Leuchtfähigkeit und es dauert mehrere Stunden bis sie wieder leuchten können. In dieser Zeit können sie keine Beute fangen. Am Tag erlischt ihr Licht. Mit den Glühwürmchen, die man im Sommer bei uns beobachten kann, haben die Larven der Pilzmücke nichts zu tun.

Sara  

 


 
Oakura bei New Plymouth, Taranaki District:  Dienstag, 08. Dezember - Samstag, 13. Dezember
Am Dienstag ging es 180 Kilometer weiter in südwestliche Richtung. Über drei Stunden waren wir ohne Unterbrechung unterwegs und konnten wegen Regens auch keine Zwischenstopps einlegen. Dabei hätte es auf der Strecke Otorohanga über Te Puiti und Awakino bis New Plymouth einiges zu besichten gegeben. Bevor wir wieder an die Westküste kamen, durchquerten wir einige spektakuläre Schluchten und historisch bedeutsame Dörfer. Als der raue Ozean dann wieder in Sicht kam, wurde das schlechte Wetter zum Ärgernis. Allzu gerne hätten wir den vielen anthrazitfarbenen Stränden und der wild bewegten Tasman Sea einen Besuch abgestattet. Erst als wir in der Taranaki-Metropole New Plymouth (ca. 50 000 Einwohner) ankamen, hörte der Regen auf. So konnten wir einen ersten Stadtbummel machen und in Oakura unser nächstes Quartier auf einem Campingplatz direkt am Meer beziehen. Wenn der Wind nicht wäre, könnte man von der Veranda der Cabin aus direkt ins Wasser pinkeln!

Die schlimmste Beeinträchtigung durch das Wetter war jedoch die Tatsache, dass sich der mystische Mount Taranaki - das Musterbeispiel eines Schildvulkans - gänzlich in Wolken gehüllt hatte. Schon bei ihrer ersten Neuseelandreise mussten Karin und Jochen weiterreisen ohne den 2518 Meter hohen,  majestätischen Vulkankegel zu Gesicht zu bekommen. Jochen hat sich jedoch fest vorgenommen dieses Mal nicht ohne ein Originalfoto abzureisen...

Schon am nächsten Morgen ging Jochens Wunsch in Erfüllung. Während alle anderen noch schliefen, packte er seine Fototasche und machte sich mit dem Honda auf zur Fotosafari. Kleinere Wolkenfetzen beeinträchtigten zwar die morgendliche Session, konnten die ersten Schnappschüsse von Mt. Egmont - wie der Seefahrer James Cook den Berg taufte - nicht verhindern. Den sonnigen Tag nutzten wir dann auch gleich zu einer ersten Wanderung auf dem Taranaki. Mit dem Auto ging es die Ostseite hinauf bis zum ca. 1000 Meter hoch gelegenen 'Visitor Center'. Von dort aus machten wir eine eineinhalbstündigen Bush-Walk durch die gespenstische Vulkanlandschaft mit der eigentümlichen Regenwald-Vegetation. Der Gipfel war zu diesem Zeitpunkt bereits wieder in Wolken gehüllt und ließ sich an diesem Tag nicht mehr sehen.

Am Tag vor Ninas Geburtstag stand Körperpflege auf dem Programm. In New Plymouth hatte man einen Familientermin (natürlich mit Mengenrabatt) beim Friseur vereinbart. Bei den Damen lief alles nach Plan, Jochen hatte sich aufgrund seiner komplizierten Frisur jedoch in die Hände eines örtlichen 'sheep shearer' begeben und läuft jetzt rum wie Mahatma Gandhis jüngerer Bruder (leider nicht in Bezug auf das Körpergewicht). In der großen Shopping Mall durften Sara und Nina dem leibhaftigen Santa Claus ihre Wünsche für Weihnachten mitteilen. Den Nachmittag vertrieben wir uns im wunderschönen Pukekura Park und Brooklands Zoo und mussten feststellen, dass sich "der Berg" trotz Bewölkung völlig überraschend in seiner ganzen Pracht präsentierte.

Der Freitag stand ganz im Zeichen von Ninas 6. Geburtstag. Das Ständchensingen, die Schokoladentorte verputzen, das Auspusten der Kerzen und natürlich das Geschenke auspacken dauerte den ganzen Morgen bevor man dann gemeinsam ins Hallenbad ging. Den Besuch des 'Aquatic Center' in New Plymouth hatte sich Nina gewünscht und weil es morgens heftig regnete, bot sich diese Variante geradezu an. Ach so, den einen oder anderen interessiert vielleicht welche Geschenke Nina bekam: Eine Armbanduhr, ein T-Shirt, ein Malbuch, ein Vorschulrechenbuch, Jibbitz für die Crocs und natürlich Süßigkeiten und zum Abendessen leckere Pizza. Nina bedankt sich auf diesem Weg bei allen Gratulanten, die auf unterschiedlichste Art und Weise ihre Glückwünsche und Geschenke übermittelt haben!

 

Die Legende des Maunga Taranaki (Mount Taranaki)

Der Taranaki ist ein heiliger Berg für die Maori. Sie meinten er gehörte einst zum Stamm der Vulkane im Tongariro Nationalpark, bis er nach einem Kampf gegen Tongariro um die schöne Pihanga besiegt wurde und in den Südwesten der Nordinsel floh. Der besiegte Taranaki hinterließ auf seinem Fluchtweg eine tiefe Narbe, den heutigen Fluss Wanganui . Noch heute bilden sich aus seinen Tränen dichte Wolken, hinter denen er sich verschämt versteckt. Seinem Ärger über die Niederlage und seiner Trauer um seine Geliebte machte der gekränkte Riese in acht großen Ausbrüchen in den letzten 6000 Jahren Luft. Der letzte Ausbruch war vor ca. 250 Jahren.

Sara