Fünf Monate waren wir nun in
Neuseeland zu Gast. Sind dabei kreuz und quer über die Nord- und Südinsel
gereist, haben in 21 Wochen knapp 15 000 Kilometer zurückgelegt und bis auf
einige wenige Ausnahmen alle Ecken des Landes intensiv kennen und lieben gelernt.
Wir haben in diesen 151 Tagen gemerkt, warum diese kleinen, abgeschiedenen
Inseln mit ihren gerade einmal 4 Millionen Einwohnern jährlich von mehr als 2,5
Millionen Touristen aus aller Welt besucht werden. Uns haben vor allem die
exotische Natur und die teilweise außerirdisch wirkenden Landschaften
fasziniert. Die fremdartigen Wälder mit ihren riesigen Kaurifichten oder den
verschiedenen Farnvariationen, die vielen wunderbaren Strände und Buchten und
natürlich das Meer, dessen Einfluss man an jeder Stelle des Landes deutlich
spürt, haben gewaltigen Eindruck auf hinterlassen.
Neuseeland hat aber weit mehr zu
bieten als seine Strände und das Meer. Ebenso faszinierend sind die Berge.
Sanfte sattgrüne Hügellandschaften wechseln mit bewaldeten Mittelgebirgen und
als Höhepunkt krönen die majestätischen Gipfel der beeindruckenden Südalpen
die Szenerie mit ihren Seen, Gletschern und Fjorden. Auf Schritt und Tritt
erinnern einen die vielfältigen vulkanischen Erscheinungen daran, dass
Neuseeland ein junges Land ist und in ständiger Bedrohung von Vulkanausbrüchen
und Erdbeben lebt. Was Reisende als spannende Attraktionen empfinden, kann für
die Bewohner jedoch im nächsten Augenblick bereits bedrohliche Realität sein
und Leben oder Lebensgrundlagen gefährden. Bedrohlich und stimmungsgefährdend
war für uns nicht selten das wechselhafte Wetter auf den Inseln. Obwohl wir uns
für unseren Trip die warmen Monate zwischen Ende Oktober bis März ausgesucht
hatten, überraschte uns doch so manches Mal ein kalter oder regnerischer Tag.
Wer nach Neuseeland reist sollte sich auf eine gewisse Unvorhersagbarkeit des
Wetters einstellen und bei seinen Planungen die maritime Lage einkalkulieren.
Dies schließt auch ein, dass man Wind und Nieselregen als ständige Begleiter
seiner Reise akzeptieren muss.
Neuseeland ist nicht groß und
trotzdem empfindet man vor allem in den einsamen Regionen auf der Südinsel eine
unendliche Weite und Einsamkeit, die auf uns vier manchmal auch ein wenig
bedrückend wirkte. Aber die hübsche Kulisse ist nicht alles, was uns an
Neuseeland so beeindruckt hat. Wir haben viele aufrichtig freundliche und
unkomplizierte Menschen kennen gelernt und sogar neue Freunde gefunden. Diese
Freundschaften lassen sich hoffentlich auch trotz der teilweise großen
Entfernungen pflegen und aufrecht erhalten.
Wir fühlten uns in Neuseeland vom
ersten Augenblick an willkommen und genossen die Gastfreundschaft der Kiwis, ob
sie nun Maori oder Pakeha waren. Auch von der lebendigen Kultur der Ureinwohner
ließen wir uns begeistern. Neuseeland respektiert und würdigt seine
eingeborenen Völker, wobei wir allerdings anmerken müssen, dass auch hier
nicht alles ohne Probleme abläuft. Auch das Image vom grünen, sauberen Land
möchten wir durchaus in Frage stellen. Umweltschutz hat in diesem
vermeintlichen Naturparadies (noch) nicht den Stellenwert, den er haben sollte.
Den Individualverkehr mit großmotorigen Fahrzeugen, den ungezügelten
Wasserverbrauch und die vielen Formen intensiver Landwirtschaft werden die Kiwis
trotz ihrer Abgeschiedenheit nicht ewig aufrecht erhalten können!
Für uns vier waren diese fünf
Monate am anderen Ende der Welt die bislang eindrücklichsten Ferien. Wir werden wohl
unser Leben lang daran zurückdenken. Ob wir es je nochmals schaffen hierher
zurückzukehren, steht in den Sternen. Nina und Sara haben ja noch genügend
Zeit für eine Wiederholung. Ob Karin und Jochen wieder für so lange Zeit für
"Dauercamping" und "Zigeunerleben" (wo auch immer) zu haben
sind, ist eher zweifelhaft. Wenn Urs und Ursula jedoch irgendwann eine
Urlaubsvertretung zum Aufrechterhalten des Marktbetriebs in Amberley brauchen,
stehen wir sofort Gewehr bei Fuß ;-)
Also Leute, schön dass ihr uns so lange die Treue
gehalten und uns auf unserem Abenteuer quer durch Neuseeland begleitet habt.
Frei nach dem Motto: "Der Letzte macht das Licht aus!", haben wir den
Kiwis heute die Sonne vom Himmel geklaut und sie in unseren größten Koffer
gepackt. In Auckland sind deshalb zwar (fast) alle Lichter ausgegangen, die
Stadt macht doch aber immer noch eine gute Figur, oder?! Für unsere Verwandten,
Freunde und Bekannten auf der Nordhalbkugel wird es nach dem harten Winter
einfach mal wieder Zeit für richtiges Sonnenlicht und Wärme. Wenn wir die
Hürde am Zoll jetzt noch überwinden und unser Gewichtslimit in Sachen Gepäck
einhalten können, dann steht dem Frühling in Schwabenland nichts mehr im Weg!
Drückt uns die Daumen, bald sind wir bei euch...
Danke, Neuseeland für die
wunderschönen fünf Monate!
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