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Auckland:  Montag, 23. März

Fünf Monate waren wir nun in Neuseeland zu Gast. Sind dabei kreuz und quer über die Nord- und Südinsel gereist, haben in 21 Wochen knapp 15 000 Kilometer zurückgelegt und bis auf einige wenige Ausnahmen alle Ecken des Landes intensiv kennen und lieben gelernt. Wir haben in diesen 151 Tagen gemerkt, warum diese kleinen, abgeschiedenen Inseln mit ihren gerade einmal 4 Millionen Einwohnern jährlich von mehr als 2,5 Millionen Touristen aus aller Welt besucht werden. Uns haben vor allem die exotische Natur und die teilweise außerirdisch wirkenden Landschaften fasziniert. Die fremdartigen Wälder mit ihren riesigen Kaurifichten oder den verschiedenen Farnvariationen, die vielen wunderbaren Strände und Buchten und natürlich das Meer, dessen Einfluss man an jeder Stelle des Landes deutlich spürt, haben gewaltigen Eindruck auf hinterlassen. 

Neuseeland hat aber weit mehr zu bieten als seine Strände und das Meer. Ebenso faszinierend sind die Berge. Sanfte sattgrüne Hügellandschaften wechseln mit bewaldeten Mittelgebirgen und als Höhepunkt krönen die majestätischen Gipfel der beeindruckenden Südalpen die Szenerie mit ihren Seen, Gletschern und Fjorden. Auf Schritt und Tritt erinnern einen die vielfältigen vulkanischen Erscheinungen daran, dass Neuseeland ein junges Land ist und in ständiger Bedrohung von Vulkanausbrüchen und Erdbeben lebt. Was Reisende als spannende Attraktionen empfinden, kann für die Bewohner jedoch im nächsten Augenblick bereits bedrohliche Realität sein und Leben oder Lebensgrundlagen gefährden. Bedrohlich und stimmungsgefährdend war für uns nicht selten das wechselhafte Wetter auf den Inseln. Obwohl wir uns für unseren Trip die warmen Monate zwischen Ende Oktober bis März ausgesucht hatten, überraschte uns doch so manches Mal ein kalter oder regnerischer Tag. Wer nach Neuseeland reist sollte sich auf eine gewisse Unvorhersagbarkeit des Wetters einstellen und bei seinen Planungen die maritime Lage einkalkulieren. Dies schließt auch ein, dass man Wind und Nieselregen als ständige Begleiter seiner Reise akzeptieren muss.

Neuseeland ist nicht groß und trotzdem empfindet man vor allem in den einsamen Regionen auf der Südinsel eine unendliche Weite und Einsamkeit, die auf uns vier manchmal auch ein wenig bedrückend wirkte. Aber die hübsche Kulisse ist nicht alles, was uns an Neuseeland so beeindruckt hat. Wir haben viele aufrichtig freundliche und unkomplizierte Menschen kennen gelernt und sogar neue Freunde gefunden. Diese Freundschaften lassen sich hoffentlich auch trotz der teilweise großen Entfernungen pflegen und aufrecht erhalten. 

Wir fühlten uns in Neuseeland vom ersten Augenblick an willkommen und genossen die Gastfreundschaft der Kiwis, ob sie nun Maori oder Pakeha waren. Auch von der lebendigen Kultur der Ureinwohner ließen wir uns begeistern. Neuseeland respektiert und würdigt seine eingeborenen Völker, wobei wir allerdings anmerken müssen, dass auch hier nicht alles ohne Probleme abläuft. Auch das Image vom grünen, sauberen Land möchten wir durchaus in Frage stellen. Umweltschutz hat  in diesem vermeintlichen Naturparadies (noch) nicht den Stellenwert, den er haben sollte. Den Individualverkehr mit großmotorigen Fahrzeugen, den ungezügelten Wasserverbrauch und die vielen Formen intensiver Landwirtschaft werden die Kiwis trotz ihrer Abgeschiedenheit nicht ewig aufrecht erhalten können!

Für uns vier waren diese fünf Monate am anderen Ende der Welt die bislang eindrücklichsten Ferien. Wir werden wohl unser Leben lang daran zurückdenken. Ob wir es je nochmals schaffen hierher zurückzukehren, steht in den Sternen. Nina und Sara haben ja noch genügend Zeit für eine Wiederholung. Ob Karin und Jochen wieder für so lange Zeit für "Dauercamping" und "Zigeunerleben" (wo auch immer) zu haben sind, ist eher zweifelhaft. Wenn Urs und Ursula jedoch irgendwann eine  Urlaubsvertretung zum Aufrechterhalten des Marktbetriebs in Amberley brauchen, stehen wir sofort Gewehr bei Fuß ;-)

Also Leute, schön dass ihr uns so lange die Treue gehalten und uns auf unserem Abenteuer quer durch Neuseeland begleitet habt. Frei nach dem Motto: "Der Letzte macht das Licht aus!", haben wir den Kiwis heute die Sonne vom Himmel geklaut und sie in unseren größten Koffer gepackt. In Auckland sind deshalb zwar (fast) alle Lichter ausgegangen, die Stadt macht doch aber immer noch eine gute Figur, oder?! Für unsere Verwandten, Freunde und Bekannten auf der Nordhalbkugel wird es nach dem harten Winter einfach mal wieder Zeit für richtiges Sonnenlicht und Wärme. Wenn wir die Hürde am Zoll jetzt noch überwinden und unser Gewichtslimit in Sachen Gepäck einhalten können, dann steht dem Frühling in Schwabenland nichts mehr im Weg! Drückt uns die Daumen, bald sind wir bei euch...

 

Danke, Neuseeland für die wunderschönen fünf Monate!