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Montag, 02. Februar: Mit dem 'TranzAlpine' von Greymouth nach Christchurch
Während Karin mit dem Honda die Überquerung der Südalpen in Richtung Osten in Angriff nahm, machten es sich die drei andern Haags im Zug bequem. Der 'TranzAlpine' befährt eine der großartigsten Eisenbahnstrecken der Welt. Von der Tasman See bis zum Pazifik überquert sie die Southern Alps zwischen Greymouth und Christchurch. Dabei bahnt sich der Zug seinen Weg durch mehrere Landschafts- und Vegetationszonen. Zu Beginn schlängelte sich der wacklige Express durch zahlreiche Flusstäler mit urtümlichem Regenwald, bevor er uns am Anglerparadies des 'Lake Brunner' vorbei ins 'Taramakau-' und 'Otira Valley' brachte, wo sich die ersten Bergriesen links und rechts der Strecke in die Höhe reckten. Durch den 8,5 Kilometer langen 'Otira Tunnel' ging es dann in steiler Fahrt bergauf zum 'Arthur Pass' auf 737 Meter Höhe. Die grandiose Landschaft konnten wir vom klimatisierten Wagon oder vom offenen 'Viewing Carriage' bewundern. Das Fotografieren dort war allein schon ein richtiges Abenteuer. Die schmale Spurbreite, die hohe Fahrtgeschwindigkeit und der starke Wind in den Bergen machten den vielen fotografierwütigen Touris mächtig zu schaffen und man musste höllisch aufpassen, dass man beim Knipsen nicht über die niedrige Brüstung der Plattform geschleudert wurde. Durch atemberaubend schöne Hochgebirgstäler, wilde Schluchten und über abenteuerliche Holzviadukte rasten wir dann das 'Bealey-' und 'Waimakariri Valley' hinab, über das flache Schwemmland der 'Canterbury Plains' hinweg bis zur Ostküste, wo wir nach fünf unvergesslichen Stunden unser Ziel Christchurch erreichten und Karin mit dem Honda-Shuttle-Bus bereits auf uns wartete.

 

  

Waikari, North Canterbury:  Montag, 02. Februar - Samstag, 07. Februar
Von Christchurch aus ging es dann ohne langes Verweilen eine knappe Stunde direkt nach Norden, wo wir noch einmal auf der Alpaca-Farm von Ursula und Urs Fricker unsere Zelte für die kommende Woche aufschlugen und wieder sehr herzlich empfangen wurden.

Das Domizil der Frickers glich wieder einem wahren Taubenschlag, in dem sich die verschiedensten Gäste die Klinke in die Hand gaben. Bei unserer Ankunft war die Stube gefüllt mit vier Freunden des Sohnes aus der Schweiz, der Mutter von Schwiegertochter Maya und der jungen Japanerin Miho, die im Rahmen eines zweimonatigen Aufenthalts bei den Frickers Englisch lernen will. Am Dienstag trafen dann bereits zwei Schwestern und zwei Schwager von Urs aus der Schweiz ein. Karin und Jochen kochten für 13 Personen das Abendessen, das sich Nina bereits so lange gewünscht hatte: Linsen mit Spätzle. Dazu gab es frischen Schinken von der Wildschweinkeule.

Auch sonst versuchen wir uns für die einzigartige Gastfreundschaft durch ein wenig Mithilfe in Haus und Hof erkenntlich zu zeigen und unternahmen tagsüber kleinere Ausflüge. So besuchten wir z.B. noch einmal die Thermalquellen von Hamner Springs - dieses Mal jedoch nicht bei sommerlicher Hitze, sondern bei strömendem Regen. Karin nutzte natürlich auch wieder die Chance zum Backen mit Ursula. Am Donnerstag stand sie um 5 Uhr auf um die Lieferung für den örtlichen Bioladen zu produzieren. Währenddessen erfreuten sich Sara und Nina an den vielen verschiedenen Tieren, Spielpartnern und Spielsachen im und ums Haus und Jochen erweitert kontinuierlich seinen Wortschatz in "Schwyzerdütsch" und kann wohl bald mit seinem FCB-Vorstandkollegen Gerold im Gebrauch des Wörtchens 'oddr?' konkurrieren. ;-)

 

Am Freitag war 'Waitangi Day', der Nationalfeiertag Neuseelands. Weil die Sonne lachte, machten wir uns in aller Frühe auf an den Strand. Ziel war die 'Motunau Beach', wo wir hofften die begehrten Paua-Muscheln zu finden. Diese Muscheln sind für ihre perlmutüberzogene, farbig schimmernde Schale bekannt und werden hier gerne zur Schmuckherstellung verwendet. Von den Frickers waren wir genauestens instruiert worden, an welchen Stellen wir suchen müssen und wir wurden auch tatsächlich fündig. Jochen nutzte den verbliebenen Tag um die Gegend um Waikari per pedes zu erkunden und suchte in der hügeligen Umgebung des Ortes nach Felszeichnungen der Maori, von denen Urs erzählt hatte. Nach einem anstrengenden und steilen Aufstieg durfte er zunächst eine grandiose Aussicht auf die Umgebung genießen und wenig später fand er auch die weithin unbekannten, aber beeindruckenden 1000 Jahre alten Kohle- und Ockerzeichnungen in einem von markanten Kalksteinfelsen eingerahmten Hochtal. Die Wissenschaft ist sich nicht einig darüber, ob sie von Jägern und Greenstone-Suchern stammen, die auf dem Weg zur Westküste unter den Kalksteinüberhängen bei Waikari Schutz gesucht haben oder ob die außergewöhnliche Landschaft am Weka-Pass für die Ureinwohnern eine besondere spirituelle Bedeutung hatte.


WAITANGI DAY

Am 6. Februar erinnern sich die Neuseeländer eines Ereignisses, das 1840 in dem Ort Waitangi in der Bay of Island stattfand. Neuseeland wurde damals offiziell englische Kolonie und auch die Maori erkannten mit der Unterzeichnung des 'Vertrages von Waitangi' die englische Königin als ihr Staatsoberhaupt an. Alle Stammeshäuptlinge des Landes waren extra zur Vertragsunterzeichnung mit ihren Kanus in den Norden Neuseelands gereist. Auch wenn sich das alles recht harmonisch anhört, die unterschiedliche Auslegung des damals geschlossenen Vertrages sorgte schon in der Vergangenheit für Unstimmigkeiten und ist auch heute immer wieder Anlass für Auseinandersetzungen zwischen den Ureinwohnern und den 'Pakehas', wie die Maori die weißen Einwanderer nennen.

Jochen


Der Samstag begann früh, sehr früh. Karin stand um 4 Uhr auf um Ursula beim Backen für den samstäglichen Markt in Amberley zu helfen. Mehr als zehn Sorten Brot und Gebäck haben die Frickers im Sortiment und bis acht Uhr musste alles vorbereitet werden. Über die üblichen Sorten hinaus steuerte Karin noch 70 schwäbische Rahmküchle bei. Als man die beiden Bäckerinnen am Morgen zu Gesicht bekam, sahen sie ganz schön abgekämpft aus. Auf dem Wochenmarkt in Amberley durfte dann auch Jochen sein Können unter Beweis stellen. Zusammen mit Urs galt es die Backwaren an den Mann zu bringen. Aufgrund der einzigartigen Qualität der Produkte, war das jedoch überhaupt kein Problem und kurz nach 11 Uhr war der Stand komplett ausverkauft, auch Karins 'savoury cream buns' hatten reißenden Absatz gefunden. Jochen nutzte beim Verkauf die Chance seine Englischkenntnisse und seine rudimentären Kenntnisse in den Grundrechenarten zu testen. Er überlegt jetzt ernsthaft, ob er sich nach dieser tollen Lehre für den Rest seines Sabbatjahres bei der Gärtnerei Gruber um einen Job als Marktverkäufer bewerben soll. Am Nachmittag durften Sara und Nina bei Miho, der freundlichen Japanerin, ihre Fingerfertigkeit im Origami unter Beweis stellen. Außerdem überraschten sie Urs und Ursula mit einer selbst gemalten Urkunde, die im Stil des neuseeländischen Fremdenverkehrsverbands angefertigt war. Darin wurde den Frickers der Titel 'Best accomodation of New Zealand' (Beste Unterkunft in Neuseeland) verliehen und mit unerreichbaren sechs Sternen ausgezeichnet - denn eigentlich sind fünf Sterne das Maximum!

Am Sonntag hieß es endgültig Abschied zu nehmen von unseren neuen Freunden in Waikari. Nicht wenige Tränen wurden verdrückt. Wir würden uns sehr freuen, wenn wir den Frickers die erlebte Gastfreundschaft einmal vergelten könnten. Richtige Freundschaften entstehen auf solchen Reisen wohl eher selten. Wir hatten dieses Glück jetzt zum wiederholten Mal und werden diese neue Freundschaft auch hoffentlich über die Kontinente und den Rhein (die Salzach wollen wir aber auch nicht vergessen!) hinweg aufrecht erhalten und pflegen können!