Auf dem Weg von Taupo nach
Rotorua machten wir einen Abstecher ins 'Hidden Valley' (Orakei Koraka). Diese
Thermalgebiet liegt etwas abseits der üblichen Touristenpfade und wird nicht
so häufig besucht. Nur wenige wissen, dass sich hier die schönsten und
besterhaltensten Quarzterrassen Neuseelands befinden. Nachdem man mit dem Boot
über den zum Lake Ohakuri aufgestauten Waikato River übergesetzt wurde,
konnte man auf Holzstegen die durch die heißen Quellen entstandenen Terrassen,
Geysire und Schlammpools erkunden. Den Namen 'Orakei Koraka' (Platz des
Schmückens) erhielt dieser Ort wegen der eindrucksvollen Naturhöhle 'Ruatapu
Cave' mit seinem grün schimmernden Heißwasserteich. Der Überlieferung nach
diente der Teich den Maorifrauen als natürlicher Spiegel. Für Nina war der
geruchsintensive und dampfschwadengeschwängerte Rundgang eine gute Vorbereitung für unsere nächste Station
Rotorua. Der 76 000 Einwohner-Stadt hat der allgegenwärtige Schwefelgestank
den Spitznamen "Fartopolis" (Furzstadt) eingebracht.
Nachdem wir unser Quartier im
'Blue Lake Holiday Park' außerhalb der Stadt bezogen hatten, machten wir uns
auf den Weg zu Paul, Tammy und Benji French. Der ehemalige Arbeitskollege von
Matthias Bolsinger lebt (besser: residiert) mit seiner jungen Familie in einem
tollen Haus hoch über dem Lake Rotorua. Nachdem wir uns etwas beschnuppert und
einige wertvolle Insider-Tipps über Rotorua erhalten hatten, machten wir
zusammen mit den Frenchs einen schönen Spaziergang zu den 'Okere Falls'. Das
vier Monate alte Söhnchen Benji fand den Walk zwar zum Gähnen langweilig,
doch wir ließen uns ein weiteres Mal von der eindrucksvollen Natur begeistern.
Nach einem gemütlichen Walk rund
um den 'Blue Lake' mit obligatorischem Badestopp hatten uns die freundlichen
Frenchs für Montagabend zum Dinner eingeladen. Sara und Nina freuten sich sehr
darauf wieder mit dem kleinen Benji spielen zu können. Außerdem gab es eine
äußerst leckere neuseeländische Spezialität zum Abendessen. Tammy und Paul
bereiteten gemeinsam 'Roasted Lamb' mit Kartoffeln, Kumara (die populäre
einheimische Süßkartoffel) und Kürbisgemüse. Die Lammkeule schmeckte
köstlich und wir verbrachten einen gemütlichen Abend bei lieben, neuen
Freunden.
Rotorua hat unheimlich viel zu
bieten. Das Schmuckstück der Stadt ist sicherlich der 'Government Garden' mit
seinem altehrwürdigen Badehaus am Ufer der 'Sulphur Bay' (Schwefelbucht). Hier
nutzten betuchte Engländer und Neuseeländer in den vergangenen zwei
Jahrhunderten die Heilkraft der Thermalquellen zur Behandlung ihrer Gebrechen.
Heute dient das im edwardianischen Stil errichtete Gebäude als Museum.
Überwiegend ältere Semester nutzen die herrlichen Bowling und Crocket Greens
im Park und verleihen der ganzen Anlage eine beschaulich elegante Atmosphäre.
Weit aus weniger ruhig geht es vor den Toren der Stadt zu, wo die zahlreichen
Touris den verrücktesten Fun-Sportarten frönen können. Sofern man über
einem riesigen Ventilator nicht seine Flugfähigkeit nachweisen kann und damit
der Übergewichtkeit überführt ist, muss man sich in eine mit Luft und Wasser
gefüllte Plastikkugel stecken lassen und wird dann einen 200 Meter langen Hang
hinunter gerollt. Hinterher ist man einige Kilo leichter und will
garantiert im Verlauf des verbliebenen Tages keine weitere Nahrung mehr!
Für die Maori war das Gebiet um
Rotorua mit
seinen vielfältigen vulkanischen Erscheinungen seit jeher 'tapu', heiliges Land.
Dementsprechend viele Ureinwohner leben heute noch hier in der Gegend. Ihre
Traditionen und ihre Kultur stellen sie den Touristen in Shows vor. Diese
Veranstaltungen sind ebenso wie die einzigartigen Naturerscheinungen zu einem
Markenzeichen Rotoruas geworden. Am Mittwochabend machten wir uns auf
um die 'Mitai Maori Cultural Experience' mitzuerleben. In Neuseeland gibt es
viele Kritiker, die die Kommerzialisierung der Maorikultur in Frage stellen und
auch wir zögerten lange mit der Anmeldung zur Show. Was wir dann zu sehen
bekamen, war einfach nur spitze! Auf einer Naturbühne mit einem nachgebauten
Maoridorf in authentischem Buschwald gaben uns die Stammesangehörigen Einblick
in ihre Kultur und ihre Bräuche. Zum Showprogramm gehörte die typische
Begrüßungszeremonie mit dem 'hongi'-Gruß (Nasenkuss), der Kriegtanz ('haka'),
die traditionellen 'poi'-Tänze der Frauen mit Flachsbällen und eine Fahrt der
Krieger mit dem 'whaka' (Kriegskanu). Nach der eindrucksvollen und kurzweiligen
Vorführung waren
wir zum 'hangi' eingeladen. Fleisch, Gemüse und Kumara wurden im geothermal
beheizten (und mit dem blauen Umweltengel ausgezeichneten) Erdofen zubereitet
und keiner musste hungrig nach Hause gehen.
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